Nicaragua – pendeln zwischen Vulkanen und Pazifik

Auf der Panamericana-Route hatten in Zentralamerika vier Länder immer noch einen etwas unsicheren Ruf. Deshalb fuhren viele der Panamericana-Reisenden möglichst schnell durch diese Region. In Guatemala und El Salvador hatte ich bereits sehr positive Erfahrung erlebt. Aber an Honduras haftete dieser allgemein negative Ruf weiterhin. Gemeinsam mit Mike und Andrea und ihrem T6 „Bulli“ hatten wir uns deswegen endschieden, von El Salvador in einem Tag den kürzesten Weg durch Honduras zu wählen, und ohne Übernachtung gleich bis nach Nicaragua durchzufahren.
Wie alle Grenzübergänge in dieser Region, brauchten wir von El Salvador nach Honduras Geduld. Es Dauerte fast zwei Stunden. Etlichen Kopien vom Ausweis und Fahrzeugschein waren notwendig, welche dann in den Regalen des Amtsbüros verstauben. Auch Stromausfälle und nachträglicher PC-Neustart verzögerten die Bearbeitung. Aber irgendwann waren die Formalitäten abgeschlossen. Wir konnten in Honduras einreisen. Kurz nach der Grenze kam schon gleich die erste Polizeikontrolle.

Mit ein paar wenigen Eindrücke ging es in 3 Stunden die 185 Kilometer über die „Pan American Highway / CA1“ direkt durch das Land entlang dieser Hauptroute.

Der Grenzübergang von Honduras nach Nicaragua verlief ebenfalls in 2 Stunden mit Geduld. Lange LKW-Schlangen an denen wir einfach auf der falschen Straßenseite und über den Gehweg vorbeifuhren, und eine Station zur Desinfektion des Fahrzeuges mussten passiert werden.

Mit Honduras, ist Nicaragua auch eines der ärmsten Länder Zentralamerikas. Dafür bietet es eine wunderbare Natur. Nicaragua wird „Land der Seen und Vulkane“ genannt. Es gibt fast 30 Vulkane, von denen sieben als aktiv kategorisiert sind. Schon gleich nach der Einreise war der fast 1800 Meter hohe Vulkan San Cristóbal mit seinen Schwestervulkanen deutlich zu erkennen.

León gilt als die intellektuelle und liberale Stadt Nicaraguas, und war zeitweise auch Hauptstadt des Landes. Die zentrale große Kathedrale, schöne Plätze und viele Kirchen, sowie bunte Häuserzeilen machten für mich León, zusammen mit der Stadt Granada, zu den zwei sehenswertesten in Nicaragua.

León gilt als Zentrum des Wiederstandes und der Revolutionskämpfe von 1978/1979, und wird auch heute noch von der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN) regiert. Das Museum „Museo de la Revolución“ zeigte mir die jüngste politische Geschichte des Landes.

Nach dem kurzen Besuch in León fuhren wir an die Pazifikküste, an den Strand Las Peñitas. Hier verbrachte „Hausi“ einen letzten Abend mit „Bulli„, dem T6 von Mike & Andrea. Während sie schneller nach Costa Rica reisen wollten, hatte ich vor, mehr Zeit in Nicaragua zu verbringen.

Zuerst fuhr ich noch weiter in den Norden des Landes, durch die flache küstennahe und ländliche Gegend, mit riesigen Zuckerrohrplantagen, in denen LKWs mit bis zu 6 Anhängern die Ernte zu den Fabriken transportierten. Auch hier war der Vulkan San Cristóbal in Sichtweite.

Wieder an der Pazifikküste verbrachte ich zwei wunderschöne Tage direkt am Strand in Aposentillo.

Wie in allen Ländern Mittelamerikas, feiern am Wochenende die Einwohner des Landes gerne, wenn möglich auch am Strand. Dann sind ganze Busladungen von Tagesbesuchern unterwegs. Es wird gebadet, getrunken und gespeist, laut Musik gemacht und manchmal auch getanzt.

Auf dem Rückweg in den Süden besuchte ich kurz die Stadt Chinandega.

Und dann verbrachte ich einen weiteren Nachmittag und eine Nacht in León, und genoss sogar ein dunkles Weizenbier.

Über abgelegene Pisten fuhr ich ins Inland. Der Kratersee „Laguna de Asososca“ ist umgeben von mehreren kleineren und größeren Vulkanen. Heiß und schwül war die Gegend.

Direkt am See „Lago Xolotán“ liegt sehr beeindruckend der aktive Vulkan „Momotombo“.

Ich entschied mich den Vulkan Momotombo alleine und ohne Führer zu besteigen. Der Weg war gut zu folgen. Aber wegen der Hitze und des Steilen Lavaflanke, war es eine sehr anstrengende Tour bis auf 1000 Meter über Meeresspiegel. Belohnt wurde ich mit einer wunderschönen Sicht auf den 300 Meter weiter höher liegenden und rauchenden Vulkankrater, der umliegenden Landschaft, sowie den im „Lago Xolotán“ liegende kleinen Vulkan Momotombito.

Nach der anstrengenden Tour auf den Vulkan fuhr ich zurück an die Pazifikküste. In El Velero und in Playa Hermosa ließ ich die Seele baumeln. Das Meer sorgte für die notwendige Abkühlung.

Zurück ins Inland vorbei an der Hauptstadt Managua ging es zum aktiven Vulkan Masaya. Der Krater ist derzeit nicht zugänglich. Aber Lavafelder von den Ausbrüchen der Vergangenheit konnte ich besichtigen.

Der in der Nähe liegende Kratersee „Laguna de Apoyo“ ist umgeben von dichtem Urwald. Verschiedenste Vogelarten sind zu bewundern. Und Brüllaffen verteidigen lautstark ihr Revier.

Granada war für mich die zweite wunderschöne Stadt in Nicaragua. Bunte Häuserzeilen, zahlreiche Kirchen, einladende schattige Plätze machten meinen Besuch zu einem besonderen Erlebnis.

Unweit von Granada liegt der über 1300 Meter hohe Vulkan Momobacho. Ich lief die sehr steile 4×4-Piste hoch bis zum erloschenem Kraterrand.

Als Abschluss in Nicaragua stand ich zwei Tage wieder an der Pazifikküste auf einem Campingplatz in Guasacate.

Vorbei am größten See Nicaraguas, den „Lago Cocibolca“, mit Blick auf der darin liegenden Insel Ometepe und seinen beiden Vulkanen Concepción und Maderas, fuhr ich in Richtung Südgrenze, weiter nach Costa Rica.

Nicaragua war für mich eine Überraschung und sehr positive Erfahrung. In den zwei Wochen habe ich nur den Westen, also nur einen kleinen Teil bereist. Es war für mich ein sehr abwechslungsreiches und freundliches Land. Auch hier habe ich nie einen Moment der Unsicherheit oder Gefahr gespürt.
Nun waren alle vermeintlich gefährlichen Länder Zentralamerikas durchquert.

Gracias Nicaragua!
Te recordaré muy bien.