Island – der Norden

Nach einer Woche auf den Färöer Inseln kam die „MS Norröna“, das Schiff der Smyril Line, erneut in Tórshavn vorbei, um uns von dort aus weiter mit nach Island zu nehmen. Wir waren eine Nacht auf See und erreichten am 31.05.2022 den kleine Hafen Seyðisfjörður, auf der Ostseite der Insel. Unser Empfang war schon beeindruckend. Seyðisfjörður liegt im Inneren des ca. 15 km langen gleichnamigen Fjordes, eingerahmt in einer bis zu 1.000 m hohen, bei unserer Ankunft noch schneebedeckten, Bergkette. Überall stürzten Wasserfälle ins Tal. Ein Wal kreuzte bei unserer Einfahrt die Fahrspur. Ja, wir waren sehr gespannt auf die kommenden Reiseerlebnisse in Island.

Wir verbrachten eine Nacht im dortigen Campingplatz um den schönen Ort zu enddecken, und ein wenig die Reiseroute für den Einstieg Islands zu planen. Wir entschieden uns zuerst den Norden zu erkunden, und die Insel sozusagen gegen den Uhrzeitersinn zu umfahren. Da fast alle Straßen im Landesinneren winterbedingt noch geschlossen waren, mussten die Ausflüge in die Vulkan und Gletschergebiete im Hochland auf Später verlegt werden. Über die Passstraße ging es dann heraus aus dem Fjord Seyðisfjörður.

Im kleinen Verkehrsknotenpunkt Egilsstaðir kauften wir Lebensmittel ein, und fuhren am länglichen See Lagarfljót entlang, besuchten die ersten großen Wasserfälle, die Hengifoss, und fuhren in die nahegelegene Hochebene in Richtung des über 1.800m hohen Berg Snæfell bis zum Stausee Kárahnjúkavirkjun. Diese waren unsere ersten wunderschönen Reiseerfahrungen in Island.

Islands längster See, der Lagarfljót
der 1.833 m hohe Berg, Snæfell
die tiefe Schlucht Hafrahvammagljúfur unterhalb des Stausees Kárahnjúkavirkjun

Es ging weiter in den Nordosten bis nach Borgarfjörður, eine sehr abgelegene Gegend mit schönen Wandermöglichkeiten. Wir haben zu dieser Jahreszeit auf unsere Reise viele verschiedene Vogelarten gesehen, die auf wiesen oder an steilen Felswänden am nisten waren. Dort auf der Felsinsel Hafnarhólmi, welche vor dem kleinen Fischerhafen bei Höfn liegt, konnten wir die schönen Papageitaucher von ganz nah aus beobachten.

Wir reisten entlang der Küste bis in den hohen Norden, meistens abseits der Hauptrouten, oft auf staubigen Schotterpisten, hoch hinüber auf Passstraßen, und wieder hinunter über kleine enge Brücken. Die Landschaft ist spektakulär. Fast um jede Kurve gab es eine neue Überraschung. Das Land ist sehr dünn besiedelt. Das Wetter in Island ist bekanntlich ja wechselhaft. Angeblich fiel im vergangenen Winter mehr Schnee als zuvor. Deswegen waren die Berge auch in tiefen Lagen noch Schneebedeckt, und die meisten Passstraßen im Landesinnere noch gesperrt. Selbst bei Sonnenschein blieb es kalt. Ende Juni erlebten wir hier im Norden Höchsttemperaturen von meistens um die 10 Grad Celsius. Nur selten erreichte das Thermometer die 15 Grad Celsius. Der Sommer ist hell und sehr kurz, der Winter lang und sicherlich wetterbedingt sehr hart.

Nördlich vom kleinen Ort Raufarhöfn liegt auch der nördlichste Punkt der Hauptinsel Islands, mit knapp über 66,5 Grad Nord fast am Polarkreis. Ende Juni verschwindet die Sonne um Mitternacht nur kurz hinter dem Horizont. Es wird nicht mehr dunkel.

In dieser abgelegenen Region haben Künstler auf einer Fläche mit Blick in allen Himmelsrichtungen die Steinformation HeimskautsgerðIð aufgestellt, die dem Polaren-Sonnenkreis Ausdruck verleihen soll.

Steinformationen, HeimskautsgerðIð, am Ortsausgang von Raufarhöfn – Arctic Henge

Aus der Asche und dem Lava-Gestein der uralten schon lange nicht mehr aktiven Vulkanen, wurden Strände aus schwarzem Lava Sand geformt.

Wir konnten die hufeisenförmige Schlucht Ásbyrgi im Jökulsárgljúfur-Nationalpark bewundern. Diese Gegend war früher vulkanisch sehr aktiv. Gewaltige Lavaströme haben die Landschaft geformt. Nach Vulkanausbrüchen im Gletschergebiete Vatnajökull im Landesinneren vor mehreren zehntausenden Jahren, haben angeblich verheerende Überschwemmungen die Schlucht binnen wenigen Tagen ausgewaschen. Die Macht der Natur konnten wir nur erahnen.

Die bis über 100 Meter tiefe Schlucht Jökulsárgljúfur, entwässert den Nordteil des Gletschers Vatnajökull. Darin fließt der Fluss Jökulsá á Fjöllum und stürzt über mehrere Wasserfälle in Richtung Norden. Schöne Wasserfälle gibt es sehr, sehr viele in Island. Im Jökulsárgljúfur-Nationalpark konnten wir unter anderem die wasserreichsten Wasserfälle Europas, die ca. 25 m tief fallenden Hafragilsfoss, sowie die gewaltigen 100 m breiten und 45 m tief fallenden Dettifoss bewundern.

Im Gebiet Vesturladur, ebenfalls Teil des Jökulsárgljúfur-Nationalparks, konnten wir die vielen Steinformationen in der Schlucht Jökulsárgljúfur bewundern. Das Zusammenspiel der gewaltigen Lavaströmen und die über Jahrtausende wirkende Erosionskraft des Wassers vom Fluss Jökulsá á Fjöllum, haben viele beeindruckende und teilweise fabelhafte Felsstrukturen gebildet.

die Lavaformationen Karl og Kerling

Húsavík, ein Hafenstädtchen im Norden, ist bekannt für die verschiedenen Walarten, welche im Sommer hier in und vor der Bucht Skjáljandi verweilen. Wir haben an einer Tour zur Walbesichtigung teilgenommen, und hatten Glück bei sonnigem Wetter einen Buckelwal ganz nah zu erleben.

Der Camping 66.12° North bietet einen fantastischen Stellplatz direkt am Meer mit Blick in den Norden. Hier konnten wir die erst nach Mitternacht untergehende Sonne beobachten.

Eines der Hauptattraktionen im Norden Islands ist der See Mývatn, und dessen umliegende Region mit Vulkanen und Lavagebiete. Der See ist Brutplatz unzähliger Vögel. Bei Hverir brodelte es vor Dampf- und Schlammlöcher.

Die Gegend um das geothermische Kraftwerk Krafla war zuletzt 1984 vulkanisch noch aktiv. Wir sahen die abgekühlten Lavaströme, Löcher wo Gase ausströmen, Quellen mit siedend heißem Wasser, und andauernd blubbernde Schlammlöcher. Der blaue See Viti oberhalb von Krafla wurde durch eine Explosion des Vulkans gebildet.

Wir bestiegen den 452 m hohen Aschevulkan Hverfjall. Dieser ist angeblich vor ungefähr 2700 Jahren durch eine Explosion entstanden, als das heiße Lava aus einer Magmablase im Erdinneren mit kaltem Wasser auf der Erdoberfläche in Kontakt geriet. Von oben zeigt sich der 1000 m kreisrunde Vulkankrater, sowie die abwechslungsreiche Landschaft rund um den See Mývatn.

Unweit vom Vulkan Hverfjall, haben wir die Kraterlandschaft Dimmuborgir und den unterirdischer warmen See Grjótagjá besucht. Dort konnten wir auch die vielen Spalten sehen, wo sich die europäische von der amerikanischen tektonische Erdplatte um bis zu 2 cm pro Jahr auseinander bewegt. In den Mývatn Nature Baths war dann bei imposanter Sicht über die Landschaft sehr angenehmes Baden im warmen Wasser aus einer der Geothermalquellen angesagt.

Ein Besuch des Wasserfalls Goðafoss konnten wir uns nicht entgehen lassen. Und der etwas von der touristischen Hauptroute abgelegene Wasserfall Aldeyjarfoss zeigte sich noch spektakulärer mit den Lavasteinformationen.

Unsere Reiseroute führte uns weiter in Richtung Westen, entlang den schönen Fjorden im Norden Islands, und an der kleinen Stadt Akureyri vorbei. Mit nur knapp 20.000 Einwohner ist Akureyri „Hauptstadt“ des Nordens und auch die zweitgrößte Stadt Islands. Die vielen Blumenfelder zeigen: „so langsam kamen Frühlingsgefühle hoch“.

Eines der letzten Stationen, bevor wir zu den Westfjorden weitergefahren sind, war die Steinformation, Hvítserkur.

die Lavasteinformation, Hvítserkur.