Island – der Süden

Im Süden besuchten wir die wohl bekanntesten Reiseziele Islands. Nach fast eine Woche Pause verließen wir Reykjavík und machten uns auf den Weg zur Halbinsel Reykjanes, der südwestliche Zipfel Islands. Hier gibt es sehr viele interessante Sehenswürdigkeiten. Der Start an die Spitze der Halbinsel bei Sonnenschein war wunderschön. Ein paar Wale tauchten entfernt im Meer auf. Auch die Brücke über die dortige Erdspalte zwischen den Kontinentalplatten Europas und Amerikas sahen wir bei klarem Wetter.

Dann änderte sich die Wetterlage mal wieder. Wo zur selben Zeit im Juli auf dem Festland Europas eine extreme Hitzewelle tobte, regnete es in Island. Es war, mit eine maximalen Lufttemperatur von weniger als 10 Grad, ungemütlich kalt. Viel sehen konnten wir bei diesen Bedingungen nicht. Deswegen entschieden wir uns erst einmal weiter zu fahren. Den Südwesten würden wir später auf den Rückweg nach Reykjavík nochmal besuchen.

Wir fuhren in das Tal nördlich des schneebedeckten 1651m hohen Vulkans Eyjafjöll und seinem Gletscher Eyjafjallajökull, der bei seinem letzten Eruption in 2010 auf Grund seiner gewaltigen Aschewolken den Flugverkehr Europas lahmgelegt hatte. Þórsmörk, ein schönes Wandergebiet, liegt am Ende des Tals, und ist nur beschwerlich über schlechte Schotterpisten und ein paar Flussüberquerung durch Furten mit Allradfahrzeugen zu erreichen. Unser „Hausi“ hat ein Allradantrieb, ist mit einer Differentialsperre ausgestattet, und hat mit einem neuen Feder- und Dämpferpaket ein wenig mehr Bodenfreiheit erhalten. Uns war nicht ganz wohl, als wir die erste Flussfurte durchfuhren. „Hausi“ schlug sich wunderbar durch die schwierigen Stellen. Nur das vordere Nummernschild wurde in einer darauf folgenden tieferen Furte weggespült. Glückerweise hatten wir ein Paar Ersatzschilder dabei.

Landschaftlich war die Gegend ein Augenschmaus, zumal im Tal sogar es zu regnen aufhörte und die Sonne sich zeigte. Die schroffen Bergränder des Vulkans Eyjafjöll, die am Rande derzeit nicht aktiven bedrohlich aussehenden Vulkanschloten, die Wasserfälle und die Gletscherzungen des Eyjafjallajökull, bildeten eine imposante Kulisse.

Kurz vor unseren Ziel, Þórsmörk, musste noch die tiefste und längste Furte auf der Strecke durchfahren werden. Wir, und auch andere Fahrer, zögerten, diese Durchfahrt zu riskieren. Ein entgegenkommendes Fahrzeug blieb tief im Flussbett stecken. Das Risiko ebenfalls stecken zu bleiben war für uns dann leider doch zu hoch. Wir kehrten um und fuhren zurück.

Die schönen Wasserfälle Skógafoss am südöstlichen Rande des Gletschers Eyjafjallajökull, liegen an der Hauptroute. Sie werden von den vielen Islandreisenden besucht, und sind ein sehr beliebtes Fotomotiv.

Die Gletscherzunge, Sólheimajökull, ist tief genug im Tal gelegen, so dass sie über eine nicht ganz so beschwerliche Schotterpiste zu erreichen war. Und um den ganz im Süden liegenden kleinen Touristenort Vík herum, liefen wir über die mit schwarzem Sand bedeckten Strände, und besichtigten die an der Steilküste hängenden Lava- und Basaltformationen, sowie im Meer freistehenden Vulkanschlote.

Zwischen den Gletschern und dem Ozean liegt eine riesengroße flache Ebene, der Skeiðarársandur. Diese wurde ausgewaschen von den gewaltigen Wasser-, Geröll- und Aschemassen, und ist teilweise großflächig überdeckt von abgekühlten und zerbröckelten, teilweise mit Moos bedeckten Lavafeldern aus Vulkanausbrüche vergangener Zeit. Kilometerweit fuhren wir durch eine unwirkliche Landschaft. Der 1512m hohe Vulkan Katla, angeblich einer der gefährlichsten in Island, war entfernt im Westen zu sehen. Und nach Osten fuhren wir in Richtung des Vulkanmassivs des Öræfajökull, mit dem 2110m hohen Hvannadalshnúkurmit, Islands höchstem Berg.

Die Schlucht von Fjaðrárgljúfur, mit den eher glatten Felsformationen in verschiedenen Formen, und Wasserfällen, welche über ausgewaschene Felsspalten hinunterlaufen, sah märchenhaft aus.

Und bei Skaftafell, im Vatnajökull National Park, ist der Wasserfall Svartifoss mit seinen nach unten hängenden symmetrischen Basaltsäulen zu bestaunen.

Wir verbrachten zwei Tage im Vatnajökull National Park. Eine Wanderung zum Gipfel des 1100m hohen Kristinartindar an einem wunderschönen überwiegend sonnigen Tag war ein herausragendes Erlebnis. Die Aussicht auf das umliegende Bergmassiv, und den gewaltigen Gletscher des Öræfajökull, mit seinen tief ins Tal liegenden Gletscherzungen war atemberaubend schön.

Sehr spektakulär zu sehen war die Jökulsárlón Eisberg Lagune, ein See vor dem Gletscher Breiðamerkurjökull mit kristallklarem Wasser. Nachdem das Eis sich am Fuße des Gletschers löst, schwimmen Eisberge, manchmal bis zu 5 Jahre in dem kristallklaren Wasser der Lagune. Sehr, sehr langsam bewegen sie sich in Richtung des Ausgangs. Die Eisstücke sind uralt. Manche Eisberge deuteten mit ihren schwarzen Streifen auf längst vergangene Vulkanausbrüche hin. Ab und zu drehte sich plötzlich ein Eisberg, da sich seine Schwerkraft verändert hatte. Und ein paar Robben lagen gemütlich obendrauf und ließen sich in der Sonne treiben.

Erschreckend für uns war, dass die derzeit 25 Quadratkilometer große Lagune erst 80 Jahre alt sei. Davor reichte der Gletscher noch bis zur Hauptstraße. Nun zieht der riesige Gletscher sich sehr schnell zurück, angeblich bis zu 500m in einem Jahr.

Das kristallklare Wasser aus der Lagune Jökulsárlón fließt über dem kürzesten Fluss Islands, den Jökulsá, in den Atlantischen Ozean. Die Eisberge treiben die ungefähr 200m lange Flussstrecke entlang ins Meer hinein. Je nach Strömung werden viele wieder an den Strand gespült, und liegen dann im Sonnenlicht wie Diamanten auf dem schwarzen Sandstrand der Black Diamond Beach. Wir konnten uns einfach nicht satt sehen.

Frühstück am Black Diamond Beach

Das Wasser im Hoffell Gletschersee ist dagegen trüb und braun. Dessen Ausfluss führt große Mengen an Gletscherwasser samt Geröll in Richtung Meer. Auch in diesem See schwimmen die Eisberge und schmelzen vor sich hin, bis sie klein genug sind um über den flachen Fluss herausgetrieben zu werden.

der Hoffell Gletscher, mit seiner Lagune

Im Südwesten besuchten wir den kleinen Fischerhafen Höfn, ein sehr ordentlicher und gepflegter Ort, in dem wir unsere Vorräte aufstockten, und einen kleinen Rundgang machten.

Abendstimmung im Süden

Nach zwei Tage mit schönem guten Wetter, änderte sich die Wetterlage abermals. Es wurde trüb und neblig und es regnete. Die imposante Bergekette entlang der Küstenstraße war kaum zu sehen. Deswegen fuhren wir von Höfn direkt weiter nach Djúpivogur, wo dann die Ostfjorden Islands beginnen.

Djúpivogur ist abermals ein kleiner sehr ruhiger Fischerort, gefühlt am Ende der Welt. Dort haben sich einige Künstler niedergelassen, und zeigten interessante Ausstellungen.

…anscheinend ist es in Island nicht immer nur kalt!

Der Süden Islands lag nun hinter uns. Der nächste Abschnitt sind die Ostfjorden. Dort schließt sich der Kreis. Die Insel hätten wir dann umrundet. Danach ging es zurück nach Reykjavík.