Island – vom Osten quer durch das Inland

Bei unserer Überfahrt mit der Fähre von Dänemark nach Island Ende Mai 2022 kamen wir in Seyðisfjörður, im Osten des Landes, an. Wir entschieden uns die Insel gegen Uhrzeigersinn entlang der Küste zu umfahren, und fuhren weiter in den Norden. Nun, nach anderthalb Monaten, erreichten wir wieder den Osten der Insel, mit seinen tiefen und mit hohen Bergen umrahmten Fjordlandschaften.

Der vorherige Reisebericht, Island – Teil 3, endete in Djúpivogur, ein kleiner aber alter Fischerort, der südliche Einstieg in den Ostfjorden. Mit Besserung des Wetters in Sicht, fuhren wir weiter. Unsere Route verlief der Küste entlang, von der Spitze der Halbinseln bis tief in die ins Inland hineingeschnittenen Fjorde, und wieder hinaus. An den schönen kleinen Fischerorten machten wir halt, ab und zu um nur kurz zu verweilen, oder manchmal auch am dortigen Campingplatz für die Nacht.

der Fischerort Breiðdalsvík
eine schöne ehemalige Kirche in Stöðvarfjörður, umgebaut als Guesthouse

Wegen des Fischreichtums wurden in der Vergangenheit einige Ortschaften im Osten Islands von verschiedenen Nationalitäten Europas besiedelt. Diese historische Verbindungen werden vereinzelt auch heute noch gepflegt. Djúpivogur, angeblich den ältesten Häfen Islands, wurde für den Handel mit deutschen Seefahrern gegründet. Und französischen Seefahrer besiedelten Fáskrúðsfjörður, wo noch auf den Schildern die Straßennamen sowohl auf Isländisch als auf Französisch geschrieben zu sehen waren.

Wandermöglichkeiten gab es hier viele, immer mit schönem Blick auf die Berge und der Fjordlandschaft.

Neskaupstaður, eines der größeren Orte in den Ostfjorden, liegt einsam aber idyllisch in eine Sackgasse an der Spitze einer Halbinsel. Seitdem vor wenigen Jahren die alte enge Passstraße außer Betrieb gesetzt wurde, führt nun die einzige neue Straßenverbindung mittels eines 8km langen Tunnels durch die 1000m hohe Bergkette.

Wir fuhren zum schmalen Fjord Mjóifjörður, welcher abgelegen der Hauptroute liegt, und von einer hohen Bergkette umrahmt ist. Dieser war nur in der kurzen Sommerzeit über die raue Passstraße zu erreichen. Brekkuþorp, mit sehr wenigen Einwohnern, und oft als kleinster Ort Islands benannt, liegt mitten im Fjord. Da im Winter die Passstraße gesperrt ist, kann dieser Ort dann nur per Boot erreich werden.

Nach siebeneinhalb Wochen und einer Fahrt von 5.200km erreichten wir abermals die Stadt Egilsstaðir. Damit war die Insel umrundet. Um für die Verschiffung von „Hausi“ wieder zurück nach Reykjavík zu gelangen, entschieden wir, eines der Routen durch das sehr dünn besiedelte uns oft nur schwer zugängliche Inland Islands zu nehmen. Um zum Einstieg der Inlandsroute zu gelangen, fuhren wir zügig über die uns teilweise bereits befahrene nördliche Hauptstraßenverbindung wieder in Richtung Westen.

Von Varmahlíð aus führte unser Weg über eine wenig befahrene Nebenstrecke zur Kjölur-Route. Von den wenigen Routen quer durch das Inland, war diese ebenfalls nur für 4×4 Fahrzeuge vorgeschriebene Passage am einfachsten zu befahren. Die raue Schotterpiste konnten wir streckenweise nur sehr langsam passieren. Aber es gab keine schwierigen Flussfurten zu durchqueren. Über die flache Hochebene führte unser Weg bis zum Nationalpark Hveravellir.

Im Nationalpark Hveravellir, eine aktive Geothermalzone, konnten wir die vielen Dampf- und Schlammlöcher bewundern, sowie im heißen Wasser des natürlichen Hot Pots verweilen. An mehreren Stellen brodelte, blubberte und dampfte es ununterbrochen aus den vielen Löchern in der Erdkruste.

Und die Tageswanderung über die Lavalandschaft mit Sicht auf den nahegelegenen Gletscher Langjökull war bei sonnigem Wetter ein schöner Abschluss.

Von Hveravellir fuhren wir weiter über die weite Ebene, das Lavafeld Kjalhraun, welches zwischen zwei Gletschergebiete liegt. Der Gletscher Langjökull begleitete uns im Westen. Und der Gletscher Hofsjökull war im Osten zu sehen. Da diese Route durch das Inland relativ einfach zu durchfahren war, trafen wir unterwegs auf weitere Reisende, ab und zu auch einen Radfahrer – Respekt!.

Lautstark verteidigten die Brachvögel (Numenius arquata) ihr Revier. Und eine Gruppe Islandpferde wurde über die weite Ebene zu ihrem neuen Reitgebiet umgesiedelt.

Nach einer Fahrt von rund 200km quer durch das Inland erreichten wir wieder den Südwesten, mit seinen vielen beliebten touristischen Sehenswürdigkeiten. Die wohl am meisten fotografierten Wasserfälle in Island sind die spektakulären Gullfoss Wasserfälle. Hier fällt das Wasser des Flusses Hvítá bis zu 80m³ pro Sekunde in eine 32m tiefe enge Schlucht hinein. Wir hatten mal wieder Glück mit dem sonnigen Wetter, und konnten viele schöne Fotos schießen, so manch einer mit dem Regenbogen in der aufsteigenden Gischt der Fälle.

Das wunderbare Wetter mussten wir ausnutzen. Am selben Tag noch liefen wir vom Campingplatz aus zum Geysir, eine weitere Hauptattraktion auf der sogenannten Touristenroute „Golden Circle“ im Südwesten Islands. Neben einige heißdampfende und brodelnde Quellen, sowie Schlamm- und Dampflöchern, konnten wir mehrere Geysire bewundern. Zur Zeit unseres Besuches waren einige der dortigen Geysire nur sehr selten aktiv, oder nach den letzten Erdbeben in eine Ruhephase versetzt worden. Aber der Geysir Strokkur zeigte seine Sprühkraft regelmäßig alle 8 bis 10 Minuten, ein erstaunliches Spektakel.

Auf unserer Weiterfahrt in den Süden bestiegen wir den kleinen erloschenen Vulkan Kerið, mit seinem Kratersee im Inneren. In der Region liegen viele solche sogenannte Explosionsvulkane, dessen buntes Geröll und Gestein aus den unterschiedlich kühlendem Lava mit verschiedenen Mineralien sehr interessant zu sehen war.

In der Kleinstadt Selfoss machten wir kurz Pause, kauften Lebensmittel ein, und besuchten das neu renovierte Zentrum.

Ja, und nach so viel sonnigem Wetter, war es mal wieder an die Zeit wetterbedingt zu pausieren. Und was machten wir oftmals an solch ungemütlichen Regentagen? Jeder kleinere Ort hat ein öffentliches beheiztes Schwimmbad, mit Hot Pots und meistens eine Sauna, welche wir dann besuchten, und unsere Reiseseelen baumeln lassen konnten.