Island – das unvergessliche Erlebnis

Die letzten drei Wochen unsere Reise durch Island verbrachten wir im Südwesten, unweit von der Hauptstadt Reykjavík entfernt. Die Halbinsel Reykjanes ist eine vulkanisch aktive Zone, und bietet ein paar interessante Sehenswürdigkeiten, welche wir bei unserer Durchfahrt Anfang Juli wegen des schlechten Wetters nicht besuchten. Dieses holten wir nun nach. Auch konnten wir in Ruhe die Vorbereitungen für die Weiterreise nach Kanada umsetzen.

Im Vorfeld hatten wir Vorboten registriert, aber konnten diese noch nicht richtig einordnen. Ein sehr spannendes Ereignis stand bevor.

Als wir noch in Hveragerði waren, meinte Eli am Morgen des 01.08.2022 schon, das Sie ein Erdbeben gespürt hätte. Aber vielleicht entstand dieses Gefühl auch nur durch die Bewegung von „Hausi“ auf Grund des starken Windes.

Und am 02.08.2022, als wir im Reykjanesfólkvangur Nationalpark über die Nebenstrecke, eine 4×4 Schotterpiste, fuhren, wunderte ich mich über die frischen Spuren auf der Piste, und die größeren Felsen, welche offensichtlich erst in jüngster Zeit mit schwerem Gerät von der Piste geräumt wurden. Es sah aus als ob diese Felsen erst vor Kurzem von den steilen Hängen auf die Piste heruntergerollt waren.

Am Nachmittag des 03.08.2022 erfuhren wir über Meldungen im Internet, dass in der Region bereits ein paar Tage zuvor mehrere Erdbeben registriert wurden, und dass durch neue Bewegungen der Kontinentalplatten sich am Vulkan Fagradalsfjall eine Erdspalte geöffnet hat, wodurch am Nachmittag des 03.08.2022 frisches Lava strömte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits in der kleinen Hafenstadt Grindavík. Das Gebiet des Vulkans liegt nur ca. 10km Luftlinie von diesem Ort entfernt.

Am darauf folgenden Tag hatten wir Glück. Bei sehr sonnigen aber windigen Wetterbedingungen machten wir uns gleich auf dem Weg dieses Naturereignis anzuschauen. Entsprechende Warnmeldungen wurden uns von den Sicherheitsbehörde per SMS zugesendet.

Bereits am Abend des 03.08.2022 konnten wir in der Ferne eine leichte Rauchbildung des Vulkans erkennen, welche durch den starken Nordwind in Richtung Süden wehte.

Im Umkreis des ausgebrochenen ca. 350m hohen Vulkans Fagradalsfjall liegen ein paar weitere Vulkane. Alle sind im Verhältnis zu unserer Erdgeschichte relativ jung, und sind in den vergangenen Jahren aktiv gewesen. Anders als die im Inland Islands liegenden Vulkane, sind diese Vulkane nicht sehr hoch, und deswegen nicht mit Schnee und Eis bedeckt. Selbst in 2021 waren um das Gebiet des Fagradalsfjall noch ein paar fließende Lavaströme zu sehen. Diese begaben sich aber zu Jahresende so langsam in eine Ruhephase. Auch in Island sind die meisten Vulkanausbrüche nur aus der Ferne zu betrachten, da sie oftmals in den Gletschergebieten vorkommen. Wegen der austretenden Asche und dem durch die Hitze entstehenden schnell abfließenden Schmelzwassers der Gletscher, werden die Regionen großräumig abgesperrt. Da der erneute Ausbruch am Fagradalsfjall durch eine Erdspalte in geringe Höhe entstanden ist, die Lavaströme somit nur sehr langsam abfließen konnten, und insgesamt die vulkanische Aktivität sich als eher klein und ungefährlich herausstellte, wurde das Risiko von den Geologen und Behörden als sehr gering eingestuft. Somit war dieser Ausbruch eine sehr seltene Möglichkeit das Spektakel aus nächster Entfernung anzuschauen. Deswegen machten sich in den Tagen danach unzählige Besucher auf dem eher beschwerlichen langen Fußweg dorthin, um das faszinierende Schauspiel live zu betrachten.

Von einem der an der Hauptstraße nahegelegenen Parkplätze liefen wir entlang den noch jungen aber bereits erkalteten Lavafeldern vergangener Vulkanausbrüche vorbei.

Vom Grad des Langihryggur aus sahen wir die ausgedehnten Lavaströme vergangener vulkanischer Aktivitäten von oben, und in der Ferne auch den aufsteigenden Rauch und die sprudelnden Lavafontänen, welche aus der neuen Erdspalte im Tal Geldingardalur am Rande des Vulkans Fagradalsfjall herausströmten. Von der Spitze des ca. 355m hohen Gipfels Stóri hrútur konnten wir mit dem Fernglas die aktive Zone genau betrachten. Es war für uns ein ganz besonderes Ereignis dieses Naturschauspiel live miterleben zu dürfen.

Von der gegenüberliegenden Seite des Tals Geldingardalur aus war das Erlebnis noch intensiver. Dort konnte man sogar bis hinunter an das fließende Lava gelangen, die aufsteigende Gluthitze der Lavaströme spüren, sowie die klirrende Bewegung der etwas kälteren Lavaschichten hören.

Die sprudelnden Lavafontänen aus einem See von glühendem Lava waren im Hintergrund aus einer Entfernung von vielleicht 100m zu sehen. Und aus der Nähe konnte man das donnernde Geräusch des Vulkans deutlich hören. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Stunden lang könnte man dieses Spektakel zuschauen. Es war eine sehr seltene und unvergessliche Gelegenheit, dieses fantastische Ereignis so hautnah erleben zu dürfen, und das auch noch bei sonnigem Wetter, wofür wir unheimlich Dankbar sind. Ich kann sehr wohl behaupten: „Ein Lebenstraum geht in Erfüllung!“.

Mit dieser eindrucksvollen Erfahrung im Kopf, und dem rauchenden Vulkan in der Ferne, ließen wir am Abend am Campingplatz in Grindavík unsere Seele baumeln.