Island – der Abschluss

Wir verbrachten ein paar unserer letzten Tage in Reykjavík, und genossen nochmals das lebendige Stadtgetümmel nach eine längeren Zeit in der eher ruhigen dünn besiedelten Natur. Die Wildgänse hatten inzwischen ihre im Juni geschlüpften Jungen fast großgezogen. So lange waren wir schon in Island.

In der Nähe der Hauptstadt befindet sich die bekannte Touristenattraktion, Blaue Lagune. Dieses Bad liegt im Gebiet eines großen Erdwärmekraftwerkes, und wird durch die Hitze aus dem Erdinnern erwärmt. Die Farbe des Wassers ist wegen den im Schlamm enthaltenen Salzkristallen Türkis, ein schöner Kontrast zur umliegenden dunkelgrauen Lava Landschaft.

Unserer Besuch des Vulkans Fagradalsfjall (siehe Island das unvergessliche Erlebnis) hat uns so sehr fasziniert., dass wir ein weiteres Mal dieses spannende Naturspektakel sehen wollten. Wir liefen abermals den beschwerlichen Weg bis zum Tal, saßen eine ganze Weile zusammen mit vielen anderen Schaulustigen am Hang und genossen die unbändige Kraft des Vulkans. Zehn Tage seit seinem Ausbruch waren vergangen, und einige Veränderungen waren zu erkennen. Die 300m lange Erdspalte, aus dem der Vulkan zehn Tage zuvor endstanden ist, und dessen Lava gesprudelt hatte, war bereits zu einem kleinen Vulkankegel geformt – so zu sagen ein neuer Berg war am entstehen. Aus diesem Kegel sprühte die Lava Fontaine heraus. Immer wieder in regelmäßigen Abständen wurde Lava bis zu 100m in die Höhe geschleudert. Das donnern war viel deutlicher zu hören, und der Lava See hatte das Tal weiter aufgefüllt. Die Lava an den Rändern des Tals floss nicht mehr so wie am Tag an der die Erdspalte entstanden ist. Deswegen konnte man nicht mehr so nahe an die fließende Lava heran kommen. Dafür war mitten im Lava See viel mehr glühende und fließende Lava zu sehen. Es war wieder ein sehr beeindruckendes Erlebnis dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen sehen und Ohren hören zu können.

Wir konnten uns nicht genug satt sehen, und sind zwei Tage danach ein drittes Mal spät am Nachmittag hochgelaufen. Bei klarem Himmel und einem abnehmendem Mond wanderten sehr viele Besucher nachts diese lange Strecke, um das imposante Schauspiel auch im Dunkeln zu erleben.
Ein paar Tage danach erfuhren wir aus verschiedenen Meldungen im Internet, dass am 21.08.2022 der Vulkankegel zusammengefallen ist. Seismische Messungen waren abnehmend, die vulkanische Aktivität hatte aufgehört, und der Lavafluss war seit dem am versiegen. Der Vulkan sei friedlich eingeschlafen.
Somit hatten wir sehr viel Glück, gerade im Zeitraum der zweieinhalb Wochen der Eruption hier im Südwesten Islands zu sein, und sind unheimlich dankbar, dass wir diese sehr seltene Möglichkeit erleben durften, einen aktiven Vulkan aus der Nähe zu sehen.

Eli ist am 15.08.2022 für zweieinhalb Wochen nach Deutschland geflogen. Ich blieb in Island um die Verschiffung von „Hausi“ vorzubereiten und unser rollendes Zuhause an das Logistikunternehmen Eimskip zu übergeben.

An den zwei Schönwettertagen vor der Fahrzeugübergabe wanderte ich am Vulkan Eyjafjöll und seinem Gletschers Eyjafjallajökull, dessen Ausbruch in 2010 den Flugverkehr Europas lahmgelegt hatte.
Die erste Wanderung startete am Wasserfall Skógafoss und führte bis auf 1100m zwischen den beiden Gletschern Eyjafjallajökull (Vulkan Eyjafjöll) und Mýrdalsjökull (Vulkan Katla), mitten durch das Eruptionsgebiet von 2010. Nach 25km kam ich in Þórsmörk an, und fuhr am Abend mit dem öffentlichen geländegängigen Allrad-Bus durch die Flussfurten zurück nach Skógafoss.

Und gleich am darauffolgenden Tag wanderte ich von der Südseite des Vulkans hoch auf eines der Gletscherzungen des Eyjafjallajökull. Am Startpunkt an der Kirche in Ásólfsskáli begrüßte mich sehr freundlich der Hund des dortigen Bauernhofes, ein Border Collie. Als ich loswanderte, lief er freiwillig mit, und war den ganzen Tag über mein treuer Begleiter. Unterwegs zeigte er mir, wie er Schafe jagen und hüten kann. Weiter oben endete plötzlich die Wanderspur und es waren keine Wegemarkierungen mehr zu finden. Aber wir wanderten den imposanten Berg hoch, querfeldein, immer stetig weiter. Ich zeigte dem Hund den Gletscher, an dessen Kante er sich genüsslich abkühlte. Auf dem Rückweg, wieder querfeldein, führte mich dann mein treuer Begleiter zu einer imposanten Schlucht, welche ich dort gar nicht vermutet hatte. Mit Blick auf der im Süden liegenden Inselkette Vestmannaeyjar ging es wieder zurück zum Startpunkt – ein weitere herrlicher Wandertag.

Am 19.08.2022 war es soweit – „Hausi“ wurde am Hafen zur Verschiffung übergeben. Insgesamt war der Prozess so unkompliziert. Hoffentlich klappt alles gut. Nicht wie ursprünglich geplant am 23.08.2022, sondern erst eine Woche verspätet, segelte unser Fahrzeug per Container mit dem Schiff Vivienne Sheri von Reykjavík nach Halifax, Kanada. Bis zur Ankunft waren wir also „houseless“ und „homeless“.

Tschüss „Hausi“ – auf ein Wiedersehen in Kanada

Bis zu meinem Flug nach Kanada hatte ich noch eine Woche Zeit. Ich entschied mich für ein paar Tage auf der nur 10km südlich von Island liegenden Inselkette Vestmannaeyjar zu verbringen. Diese entstand allesamt durch Vulkane, und ist mit seinem Alter von angeblich einhunderttausend Jahren weltgeschichtlich vergleichsmäßig jung. Die jüngste Insel Surtsey entsprang erst 1963 durch eine fünf Jahre andauernde Vulkaneruption aus dem Meer heraus. Bewohnt ist nur die Hauptinsel Heimaey. Ein Teil des Ortes wurde 1973 durch Lava aus einer unweit neu entstandenen Erdspalte zerstört. Der neue Vulkan Eldfell wuchs in den fünfeinhalb Monaten dieser vulkanischen Eruption, und vergrößerte die Insel dabei um weitere 2km². Heute ist der ungefähr 220m hohe Vulkan, sein Lava- und Aschefeld, sowie die dadurch neu entstandene Landfläche der Insel, eine Touristenattraktion.

Nach fast drei Monaten war die Zeit in Island vorbei. Wir hatten das ganze Land bereist, und haben sehr viel gesehen und erlebt. Es gab unzählige wunderschöne imposante Stellen, an denen wir uns sehr gerne erinnern werden. Nur das Wetter war während unserer Islandreise angeblich schlechter als üblich. Insgesamt war es doch sehr kühl, ja oft auch regnerisch und kalt. Aber die wechselhaften Wetterbedingungen gehören wohl zu Island dazu. Wir hatten nun Sehnsucht nach mehr Sonnenschein und wärmere Temperaturen.

Ein Wechsel tut mal wieder gut …
wir freuen uns darauf ….
… auf eine gemeinsame Reise durch Nordamerika.