Kanada – auf dem Weg nach Alaska

Unsere Route führte von Jasper in die Provinz Alberta nach Dawson Creek in British Columbia. In Dawson Creek würdigen Schilder die Alaska Highway, und dessen offiziellen Startpunkt, der sogenannten „Mile 0“. Diese sind ein beliebtes Fotomotiv für fast alle Reisende, die über den langen Landweg bis nach Alaska fahren. Von Dawson Creek aus sind es durch British Columbia und den Yukon, bis nach Fairbanks im Osten von Alaska auf direktem Wege 1523 Meilen (2450 km). Die in 1948 offiziell für den Tourismus eröffnete Schotterpiste, war damals eine sehr schwierig und anstrengende Reise. Heute ist die Alaska Highway fast durchgängig geteert.

Wir machten einen Umweg über den Ort Chetwynd. Die besten mit Kettensäge geformten und kunstvoll gestalteten Holzschnitzereien des dort bekannten und jährlich stattfindende „Chainsaw Competition“ werden im Ort ausgestellt.

Die Weiten des Nordens der Provinz British Columbia sind kaum in Bildern zu übermitteln. Die Landschaft ist abwechslungsreich und atemberaubend schön. Auf den ersten 1000km der Alaska Highway durch British Columbia befinden sich nur drei bis vier nennenswerte kleine Ortschaften. Dazwischen ist die unberührte Natur zu bewundern, welche sich bis zum Horizont erstreckt.

Mit etwas Glück bekamen wir die ersehnten Bison, Schwarzbären, Grizzlys und Moose am Straßenrand vor der Kamera.

Wir machten einen Zwischenstopp in Liard River Hot Springs, fast am sechzigsten Breitengrad. Nach der langen Fahrt sind diese heißen Quellen eine Erholung inmitten der Natur. Aber in diesen feuchten Regionen sind auch die Mücken verstärkt zuhause und am Abend in der Dämmerung besonders aktiv.

Von der Provinz British Columbia fuhren wir den Alaska Highway weiter, und erreichten den Yukon, eines der drei Territorien im Norden Kanadas. Im kleinen Versorgungsort Watson Lake besuchten wir den dort bekannten Schilderwald, in dem die Reisenden aus allen Ecken der Welt die verschiedensten Schilder anbringen dürfen. Heute sind dort angeblich bereits mehr als einhunderttausend Schilder ausgehängt.

Die Gesamtfläche des Territoriums Yukon ist so groß wie Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen. Aber im Yukon leben nur 45000 Einwohner, wovon zweidrittel in dessen Hauptstadt zu finden sind.

Es führen nur ganz wenige Straßen durch die Weiten dieser Regionen. Dort trafen wir weitere europäische Traveller, die mit eigenem Fahrzeug unterwegs waren. So lernten wir Andrea und Mike aus Deutschland kennen, die im April 2023 aus der Gegend von München, ebenfalls mit einem Volkswagen T6 Camper, auf lange Reise gestartet sind.
Gemeinsam machten wir einen Abstecher nach Atlin, am gleichnamigen See. Als 1898 in der Region Gold gefunden wurde, unternahmen 5000 Goldsucher die beschwerlichen Reise dorthin. Heute leben im kleinen Ort nur noch 500 Einwohner. Er liegt in den Bergen in eine Sackgasse im Norden von British Columbia, und ist über den Landweg nur vom Yukon aus über eine einzige Straßenverbindung zu erreichen, welche von der Alaska Highway wieder in den Süden führt.

Wir machten am wunderschönen Atlin Lake für eine Nacht halt. Auf der anderen Seite des Sees war ein neuer Waldbrand zu sehen. Wegen den anhaltenden warmen Temperaturen war die Waldbrandgefahr in diesem Jahr besonders hoch.

Whitehorse ist Yukons Hauptstadt. Mit 32000 Einwohnern ist sie die wichtigste Versorgungsstelle der Region, und hat sogar einen internationalen Flughafen. Die Stadt liegt am mächtigen Yukon River, der drittgrößte Fluss Nordamerikas, dessen Quelle am Atlin Lake ist, und in das Beringmeer mündet.
Rainer, ein Motoradfahrer ebenfalls aus der Region München, wurde Teil unserer kleinen inoffiziellen Reisegruppe.

Bei Whitehorse verließen wir den Alaska Highway, und fuhren auf der Klondike Highway weiter in den Nordwesten entlang des Yukon Rivers.

Bei Stewart Crossing machten wir einen Abstecher auf den Silver Trail, eine Straße in einer Region in der auch heute noch etwas Silber abgebaut wird. Das kleine Dorf Mayo am Stewart River hat nur 500 Einwohner, und liegt am Ende der Teerstraße vom Silver Trail.

Von Mayo aus führt eine 50km lange Schotterpiste bis nach Keno City, das Ende des Silver Trails. Hier war bis vor 35 Jahren noch eine große Silbermine tätig. Heute ist Keno City ein verlassener Ort, ein sogenannter „Ghost Town“, und deswegen ein Touristenziel. In der Gemeinde leben heute nur 20 Einwohner.

Ungefähr 10km Nördlich von Keno City steht auf dem fast 1700m hohen Keno Hill der unter Reisenden bekannte „Signpost“.

Wir erreichten die Kleinstadt Dawson City, welche ebenfalls am Yukon River liegt. Sie wurde 1896 zu der Zeit des legendären Klondike-Goldrauschs gegründet, und zählte damals bis zu 17000 Einwohner. Heute leben hier nur 2300 Menschen, welche die Reisenden in diese abgelegene Region versorgen, oder auch weiterhin noch ihr Glück bei der Goldsuche suchen.

Der Schaufelraddampfer, mit dem damals die Goldsucher den Yukon hochgeschippert sind, ist heute ein Museum. Viele der alten Gebäude im Zentrum von Dawson sind liebevoll renoviert, und teilweise stilgerecht nach der damaligen Zeit des Goldrausches ausgestattet. Der Ort ist ein beliebtes Touristenziel geworden, mit einem ganz besonderem Reiz und Flair.

Im sehr kurzen Sommer pulsiert das Leben. Feste mit Live-Musik und andere Veranstaltungen ziehen Reisende an. Die Kneipen und die Restaurants sind gut besucht. Nach langer Reise durch die unendliche Natur, genossen auch wir die ausgelassene Stimmung.

Zum Abschluss besuchten wir das legendäre Gerties Saloon, die Ablaufstelle für einen unterhaltsamen Abend in Dawson, mit einer hervorragenden Musik- und Tanzshow, und den Cancan-Girls, sowie Gambling Hall. Nach einem wunderschönen Abend ging es mit der Fähre auf der anderen Uferseite des Yukon zum Campingplatz zurück. Hier im Norden ist es im Juli auch weit nach Mitternacht noch hell.

Die Entfernungen für die Reise nach Alaska waren vorher auch für uns unvorstellbar. Von Jasper bis nach Dawson sind wir mit den Umwegen fast 3500km gefahren. Bevor wir nach Alaska einreisten, wollten wir erstmal noch weiter in den Norden auf die Dempster Highway, bis zum „End of the Road“ am Arktischen Ozean fahren.